Vom Glück des Nichtstuns

on 5. Juli 2016

Warum die nicht verplante Freizeit so nützlich ist

Autor: Christina Buchner

Muße – vom Glück des Nichtstuns, so lautet ein Buchtitel. Der Wissenschaftsjournalist Ulrich Schnabel macht sich Gedanken über den Wert der Faulheit und gibt Ratschläge, wie man diesen Zustand erreichen und genießen kann.

Moment mal: Faulheit soll wertvoll sein und es gibt Ratschläge, wie man es schaffen kann, faul zu sein? Im ersten Augenblick ist man vielleicht versucht zu glauben, da müsse ein Irrtum vorliegen. Es weiß doch jeder, dass nur Fleiß und Ausdauer einen weiterbringen. Ohne Fleiß kein Preis, sagt schon das Sprichwort und bereits als Kinder haben wir im Märchen von der Goldmarie und der Pechmarie gehört, wo die Faulheit einen hinbringt.

Ja, natürlich muss man, um seine Ziele zu verfolgen, auch bereit sein, sich über eine längere Zeit anzustrengen. Aber genauso wichtig ist es, zur rechten Zeit loszulassen von allem Bemühen, vom Ehrgeiz und dem Streben nach Erfolg. Wer das nämlich nicht kann, wird über kurz oder lang scheitern, weil er über seine Kräfteverhältnisse lebt.

Und dabei geht es nicht  um „Freizeit“ im Sinne von „Nicht-Arbeitszeit“, denn schlecht genutzte Freizeit kann anstrengender als jede Arbeit sein, wenn sie nach dem Grundsatz größtmöglicher Effizienz verbracht wird.

Dabei haben die größten Geister der Menschheit ihre Kreativität durch Faulsein zur rechten Zeit „gefüttert“. Winston Churchill und Albert Einstein waren Verfechter eines Mittagsschlafs und Newton hatte die entscheidende Idee zur Entdeckung des Gravitationsgesetzes, als er unter einem Apfelbaum lag und – nichts tat.

Unsere Kinder haben nun 9 endlos lange Wochen Ferien. Ein Freiheitsraum, der mit Spielen im Freien, mit Faulsein und Träumen, mit Lesen und länger Schlafen am besten genutzt wäre. Glücklich die Kinder, die sich Hütten aus Zweigen bauen, die auf Bäume klettern, Staudämme in einem Bach bauen, tolle Sprünge vom Dreimeterbrett üben, die sich zwischendurch mit einem spannenden Buch zurückziehen, Lego oder Fischertechnik bauen oder auch einfach nur im Gras liegen und den Wolken zusehen.

Gehirnforscher haben nachgewiesen, dass erlebte Freiräume wie die geschilderten nicht nur für körperliche Erholung sorgen, sondern dass durch sie auch unser Gehirn neue Kräfte schöpft. Nicht verplant zu sein, sich auch einmal zu langweilen, das regt Gehirnregionen an, die wir im geschäftigen Alltag nicht nutzen. Aber Achtung! Auch das haben Gehirnforscher – allen voran Manfred Spitzer – festgestellt: Fernsehen und Computerspielen schaden Kindern im Grundschulalter.

Wenn wir also wollen, dass unsere Kinder in den Ferien fit für das nächste Schuljahr werden, dann sollten wir Fernsehen und Computerspielen strikt begrenzen, unsere Kinder anregen, sich selbst zu beschäftigen und nicht sofort ein Aktionsprogramm starten, wenn ein kleines bisschen Langeweile am Horizont auftaucht.

Denn gerade die Langeweile kann unser Gehirn zu kreativen Höchstleistungen anspornen!

Und nach einigen Wochen der Freiheit und des Ausspannens kann auch eine kurze tägliche Lernzeit zur Einstimmung auf das kommende Schuljahr eingeplant werden.

Dabei genügen 15 bis 20 Minuten, denn die gut erholten und „frisch aufgeladenen“ Gehirne unserer Kinder sind nach sinnvoll verbrachten Ferien besonders aufnahmefähig.

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